Interview: 6 Fragen an Steffen Trobisch, 1. Mannschaftsverantwortlicher und Trainer der 1. Frauen bei der SG Einheit Zepernick
BVV: Hallo Steffen, die aktuelle Saison 2024/25 ist Geschichte! Wir wollen die Sommerpause nutzen, um mit Dir eine Standortbestimmung für Eure Volleyballabteilung zu wagen.
Mit der 1. Frauenmannschaft der SG Einheit Zepernick spielst Du erfolgreich in der 3. Liga Nord und Ihr habt Euch dort gut behauptet. Es war ein langer Weg bis hierhin und jede Menge Aufbauarbeit in der Jugend, im Verein und darüber hinaus. Gerade mit Euren Jugendmannschaften prägte der Verein lange Zeit das Niveau des Nachwuchsvolleyballs im Land Brandenburg.
Mit 3 Mannschaften im Erwachsenenbereich, Landesklasse. Brandenburg Liga und 3. Liga Nord sowie mit zahlreichen Teams im Jugendbereich seid Ihr ein wichtiger Faktor im weiblichen Volleyballsport im Land Brandenburg. Du selbst hast über Vereinsgrenzen hinaus u.a. im Brandenburgischen Volleyball Verband und an vielen anderen Stellen am Aufbau des Volleyballsportes im Land mitgewirkt und bist noch immer als Landesjugendbeachwart tätig.
Deshalb sind wir sehr an Deinen Erfahrungen, Ideen und Meinungen interessiert und wir bedanken uns schon mal vorab für die Möglichkeit dieses Interviews.
Frage 1: Apropos Geschichte! Euer Verein feierte ja gerade ein sensationelles 100-jähriges Jubiläum! Unseren herzlichen und bewundernden Glückwunsch dazu!
Wie ordnen sich die Volleyballer*Innen sich hier ein? Und habt Ihr Grund zum Feiern?
Steffen:
Ja, in diesem Jahr wurde unser Verein 100 Jahre jung. Ein großer Grund zum Feiern. Nach den Fußballern mit ca. 500 Mitgliedern reihen wir uns unter den 12 Sektionen mit mittlerweile etwa 160 Mitgliedern relativ weit vorn ein. Aber auch wir haben Grund zum Feiern, entstand doch unsere Jugendabteilung in der 1997 gegründeten Volleyballabteilung dann im Jahr 2005. Die Jugendabteilung gibt es dann nun doch schon 20 Jahre! Auch das war für uns Trainer mal ein Grund gemeinsam Essen zu gehen.

Frage 2:
Was waren die größten Herausforderungen und Schwierigkeiten für Dich über all die Jahre?
Steffen:
Da gibt es einiges immer wieder zu lösen! Nicht nur, dass meine Frau mir in all den Jahren, es sind wie gesagt bereits 20, den Rücken freigehalten hat – dafür ein riesen Dank an Sie – waren es auch Probleme mit Hallenzeiten, manchmal auch unterschiedliche Vorstellungen von Eltern, wie die Kinder trainieren usw. Aber an Herausforderungen wächst man im Allgemeinen. Manchmal nerven sie aber auch einfach nur!
Frage 3:
Welche Ziele hast Du sportlich mit Deiner Mannschaft und drüber hinaus im Verein in dieser Saison, aber auch mittelfristig?
Steffen:
Wir spielen seit 5 Jahren in der Dritten Liga. Das soll auch so bleiben, also Klassenerhalt ist für die Erste erst einmal das Hauptziel. Letztes Jahr war die Liga unglaublich ausgeglichen. Das erwarte ich auch dieses Jahr. Von daher ist das Ziel sicher schwierig, aber realistisch. Das ist aber nicht unser einziges Ziel, vor allem muss die Entwicklung von sehr jungen Spielerinnen wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden. Da habe ich eine unglaublich gute und emphatische Mannschaft, welche junge Spielerinnen sehr gut aufnimmt, ihre Entwicklung fördert und natürlich auch fordert! Dies soll sich dann natürlich auch in den Ergebnissen der U16, U18 und U20 widerspiegeln. Da wollen wir als Verein wieder die Ergebnisse von vor Corona erreichen und zweitstärkster Jugendverein im Land werden. Gegen die Sportschulen, welche natürlich ein deutlich umfangreicheres Trainingspensum haben und natürlich auch Spielerinnen von unserem Verein zu den Sportschulen wechseln, die uns dabei dann „fehlen“, wird das schon schwierig. Das Ziel bleibt trotzdem bestehen, das haben wir schon mal geschafft! Ich denke, dass wir wirklich gute und engagierte Trainer bei uns im Verein haben, die das kompensieren und sich stetig weiter entwickeln. Explizit die Ergebnisse im Kleinfeld zeigen, dass nach dem Tief mit der zwangsweisen langen Trainingspause hier wieder eine erfolgreiche Ausbildung hochkommt. Das wird sich dann auch wieder im Großfeld zeigen demnächst.

Frage 4:
Welche Entwicklungen im Volleyball machen Dir Sorgen und welche Tendenzen stimmen Dich optimistisch?
Steffen:
Sorgen machen mir eigentlich immer wieder Entscheidungen des DVV, die uns als kleinen Verein manchmal echt viel Geld kosten. Nehmen wir nur das Thema Bälle von Mikasa auf Molten zu wechseln z.B. in der Dritten Liga. Um vernünftig trainieren zu können, müssen wir mal so auf die schnelle 60-70 neue Bälle kaufen, obwohl die Mikasa erst 1,5 Jahre alt waren. Aber es gibt auch unter den Volleyballern mittlerweile Sprüche, Bemerkungen gegenüber Spielern und Trainern, die ich eigentlich nur aus einer anderen Sportart kenne. Allgemein gesagt geht da in meinen Augen viel gegenseitiger Respekt verloren, was sehr schade ist.
Optimistisch sehe ich die Entwicklung der Zahlen im Volleyball, sowohl im eigenen Verein, als auch im Land bzw. bundesweit. Unsere schöne Sportart hat viel Schwung aufgenommen, es gibt viele Anfragen auf Mitgliedschaft, die Anzahl der (Jugend)Mannschaften im Land steigt, man kann mittlerweile viele Spiele und die gesamte Bundesliga streamen. Das ist eine schöne Entwicklung.

Frage 5:
Im Nachwuchsbereich ist die SGEZ oft vorn dabei. Worin bestehen die Herausforderungen, diese Leistungen in der weiteren Entwicklung fortzusetzen, um auch Talente an die Bundesliga oder zumindest an ein hohes Leistungsniveau heranzuführen? Was würdest Du Dir an Verbesserungen bezüglich der Rahmenbedingungen für die Organisation des Sportes im Verein wünschen?
Steffen:
Wir haben in den letzten Jahren immer wieder Talente nach oben bekommen. Aktuell sind 2 ehemalige Spielerinnen von uns Natiokader. Andere spielen seit Jahren beim BBSC in der 2. Liga, in Luxemburg in der 1. Liga usw. All unsere Trainer sind immer bestrebt, Talente entsprechend zu fördern und zu fordern. Es ist aber manchmal ein Problem, die Qualität im Training, in den Spielen und im Umfeld hochzuhalten, wenn die Kader dann sehr schnell den Verein verlassen. Für die Talente selbst gut, aber für die, die sich erst entwickeln natürlich ein Problem, da dann die hohe Trainingsqualität leidet. Zum anderen ist nach meiner Ansicht teilweise die Wahrnehmung unserer Spielerinnen durch den Landestrainer nicht durchgängig gegeben. Auch sind die sporadischen Besuche im Landesstützpunkt Zepernick in meinen Augen nicht ausreichend, um den Trainern am Stützpunkt die Vorstellungen des LT zur Ausbildung, Trainingsmethoden, Techniken usw. zu vermitteln. Auch Informationen zu Themen, wie kann man einen FSJ-ler, einen hauptamtlichen Trainer finanzieren, wo gibt es Fördergelder usw., wären hilfreich über den Verband zu erhalten.

Frage 6:
Was sind Deine ganz persönlichen Wünsche und Ziele für die neue Saison und für Deine Volleyball-Zukunft?
Steffen:
Ich persönlich wünsche mir, dass alle meine Spielerinnen, egal ob Jugendspielerin oder meine Frauen aus der Ersten, gesund über die Saison kommen, sie ihre eigenen Ziele erreichen und wir in der Liga bleiben. Wenn ich das unterstützen kann ist auch mein Ziel erreicht. Für die Zukunft wäre es schön, wieder ein wenig mehr selber spielen zu können. Aber neben Job und Trainertätigkeit bleibt da kaum Zeit.
BVV:
Lieber Steffen, wir danken Dir persönlich für Dein großes Engagement und Deinen wertvollen Betrag zur Entwicklung des Volleyballs in Brandenburg. Wir wünschen Dir und Deinen Sportlerinnen und Vereinsmitstreitern eine tolle neue Saison, in der alle persönlichen und sportlichen Ziele erreicht werden. Die Brandenburger Volleyballfamilie drückt jedenfalls immer die Daumen.
Das Interview führte Bernd Stasik, Pressewart und Vizepräsident des BVV
Fotos: SG Einheit Zepernick
veröffentlicht am Montag, 11. August 2025 um 14:21; erstellt von Stasik, Bernd